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Channel: Kita – Wer ist eigentlich dran mit Katzenklo
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Gut gerüstet für den Einschulungstest

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Auch Bastel-Phobiker können ihrem Kind einen Tisch mit Papier, Schere und Stiften in die Küche stellen.

Bei meinen Eltern-Gesprächen begegnete mir die Frage, ob man etwas tun muss, wenn das vierjährige Kind den Stift noch hält wie einen Faustkeil. Eine andere Mutter hatte diese Mutter sorgenvoll angeschaut, was ein besonderes Gewicht bekam, weil diese andere Mutter als Lehrerin für die Grundschule ausgebildet ist und das kleine Mädchen sich dem Alter nähert, in dem es diese Institution besuchen wird. Und da ist dann auch noch Lando, ein Freund des kleinen Mädchens, der mit Zeichnungen von – ich glaube es war Spiderman – aufwarten kann, die selbst Eltern, die sich größte Mühe geben, ihr Kind nicht mit anderen zu vergleichen, den Angstschweiß auf die Stirn treiben.
Nun bin ich, was das Nicht-Malen-Können angeht, eine ausgewiesene Expertin. Bei dem Test, zu dem mich meine Mutter brachte, um zu beweisen, dass ich trotz meiner geringen Körpergröße so viel im Kopf hätte, um damals den Anforderungen von Frau Fischer oder Frau Klotzek, den Lehrerinnen der örtlichen Grundschule, zu genügen, wären wir fast gescheitert. Meine zu Testzwecken abgelieferten Strichmännchen machten den Erwachsenen wenig Hoffnung auf meinen Bildungserfolg.
Ich wurde trotzdem eingeschult, was – wenn ich mich recht erinnere – der Beharrlichkeit meiner Mutter zu verdanken war. Ich wiederum half ihr, Recht zu behalten, in dem ich abseits der darstellenden Künste etwas Glanz in unser Reihenhaus brachte. Vorlesen konnte ich wohl bald recht gut und ich erfuhr, dass meine Aufsätze die Erwachsenen mitunter schmunzeln ließ, ein schönes, fast schreib-süchtig machendes Gefühl.
Wenn ich über das kleine Mädchen mit dem Stift in der Faust nachdenke, komme ich zu dem Schluss, dass ich es nicht zu einer anderen Schreibhaltung zwingen würde. Wäre ich seine Mama, würde ich mich mit ihm und mit Buntstiften aller Farben an einen großen Tisch setzen und zusammen Spaß haben beim Malen. Es sieht ja dann, wie ich den Stift halte und wird es mir auf lange Sicht nachmachen. Wir könnten dieses lustige Spiel spielen, wo einer einen Kopf malt, ihn wegknickt, der andere den Rumpf auf das gleiche Papier malt und am Ende, wenn man die Ziehharmonika entfaltet, eine komische Gestalt entstanden ist. Vielleicht könnte ich das Mädchen auch mal ermuntern, den Stift zu halten „wie ein Schulkind“. Aber wirklich bloß ermuntern.
Diese Faustkeil-Haltung zeigt ja auch eine gewisse Vehemenz, mit der es seine Striche auf das Papier bringen will. „Ihr könnt mich mal alle! Ich erfülle eure ‚Blume-Haus-Sonne-in-der-Ecke‘-Erwartung nicht. Das spricht für eine ausgeprägte Bockigkeit, die nur stärker wird, wenn die Eltern sie bekämpfen.
Deshalb würde ich in keiner Weise drängen oder zwingen, sondern möglichst viel selbst schreiben und malen, wenn das kleine Mädchen dabei ist. Vielleicht schon jetzt mit den Weihnachtskarten beginnen am Küchentisch, den Einkaufszettel illustrieren, Zentangles malen zur eigenen Entspannung.
Um mir noch fachlichen Rat zu holen bei der Frage, welche Voraussetzungen Kinder in die Schule mitbringen sollten, habe ich die von mir sehr geschätzte, bloggende Grundschullehrerin Frau Weh befragt. Entgegen aller Vorurteile über Lehrer hat sie meine Fragen in großer Ausführlichkeit in ihren  Herbstferien beantwortet.
Sie schreibt unter anderem:

„Ich habe Kinder in meiner Klasse, die noch nie eine Schere, ein Messer oder einen Klebestift in der Hand gehabt haben, geschweige denn damit umzugehen gelernt haben. Das erschwert den Schulstart ganz klar.“

Wer also etwas tun möchte, um seinem Kind das spätere Lernen zu erleichtern, für den kommt die Adventszeit wie gerufen.

  • Einfache Sterne ausschneiden oder Schneeflocken und sie ins Fenster hängen.
  • Im Fenster machen sich auch gut Häuser aus schwarzem Tonpapier mit Fenstern und Türen aus buntem Transparent-Papier.
  • Sich möglichst einfache Basteleien aussuchen, damit kein Stress oder Frust entsteht.
  • Wenn man zusammen bastelt oder malt, wird man sich dabei auch unterhalten oder etwas erklären. Das fördert auch noch den Wortschatz und die Sprachsicherheit des Kindes (nicht unerheblich für die Schule).
  • Auch wenn das Kind hoffentlich in Kindergarten oder Vorschule bastelt und malt, bekommt seine Entwicklung doch noch mal einen wichtigen Schub, wenn es kreative Freude mit seinen wichtigsten Bezugspersonen erleben darf.

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  • Bei uns fanden diese Basteleien am großen Tisch in der Küche statt. Obwohl ich den Thronfolgern meterweise Papier ins Zimmer stellte, kleine Schreib- und Malplätze neben ihrem Bett einrichtete und jeden Schrank mit Tafelfarbe bemalte, der mir unter die Pinsel kam, haben sie doch immer in der Küche gemalt. Kinder – besonders im Vorschulalter – suchen immer die Nähe zu ihren Bezugspersonen und basteln und malen eher, wenn man gemeinsam in einem Raum ist. Ideal ist, wenn man in Wohnzimmer oder Küche eine Malecke einrichten kann, in der sich immer Stifte und Papier finden und auch liegen bleiben dürfen.
  • Eltern mit Bastel-Phobie müssen auch nicht immer mitwirken. Es ist für Kinder schön, wenn alle in einem Raum sind und irgendetwas werkeln.

Wenn ich so nachsinne über die für den Schulstart wichtige Grob- und Feinmotorik lässt sich das, was Eltern tun können, auf folgende Formel bringen:
Zeit + Nähe + Spaß + Stifte (Papier, Klebe, Schere)
Immer fröhlich Sterne ausschneiden und keine Angst vor der Schule haben.
Eure Uta
PS: Wie ihr euch denken könnt, hat die kundige Frau Weh noch sehr viel mehr Einschulungsvoraussetzungen genannt. Da aber besonders die Eltern von Kindern im Vorschulalter in der Gefahr stehen, sich über Gebühr schädliche Sorgen über die Einschulung zu machen, möchte ich die Hinweise von Frau Weh lieber in verdaulichen Häppchen über mehrere Posts verteilen. Vielen Dank, Frau Weh für den hilfreichen Input!


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